Intime Kommunikation

1. Kapitel: Bettina Brentano

Hs 8304 002 Ausschnitt

Ende Juni 1806 führte Karoline von Günderrode den Bruch mit Bettina Brentano herbei. Friedrich Creuzer hatte sie dazu gedrängt. Der in Heidelberg lebende und dort auch verheiratete Professor wusste um die Missbilligung, die Bettina seiner Liebesaffäre mit Karoline entgegenbrachte. Bettina selbst erfuhr von diesen Hintergründen nichts, weshalb sie die einseitig vollzogene Trennung als umso schwerere Verletzung ihres Vertrauens empfand.

Das Postscriptum zum Brief vom Juli 1806 enthält die letzten Worte, die Bettina an ihre Freundin richtete. Unerschütterlich bleibt, selbst noch in dieser extremen Situation, ihr Vertrauen in die Schrift. Allein ihre Briefe wären von Karoline zu prüfen gewesen. Alle Zweifel an Bettinas Aufrichtigkeit wären durch sie zerstreut, alle von Dritten erhobenen Vorwürfe entkräftet worden. Vielleicht zeigt sich an keinem anderen Dokument so deutlich, wie eng Intimität und Schrift für Bettina zusammengehören. Mit Sicherheit aber fängt kein Porträt diesen Zusammenhang so gut ein wie die Zeichnung, die Ludwig Emil Grimm 1809 von ihr anfertigte.

Bettinas letzter Brief ist nicht ins Briefbuch eingegangen. Das Ende der Freundschaft bleibt darin ebenso ausgespart wie das Ende der Dichterin. Das Monument, das Bettina mit dem Buch ihrer Freundschaft errichtete, darf auch als eine späte Geste der Versöhnung angesehen werden. Es zeigt, dass ihre Bemühungen um angemessenes Verstehen noch andauerten, als die Briefpartnerin längst verstummt war.