1. Kapitel: Bettina Brentano
Am 26. Juli 1806 nahm sich Karoline von Günderrode in Winkel am Rhein das Leben. In einem Brief von Ende August berichtet Bettina Brentano Achim von Arnim, mit dem sie zu diesem Zeitpunkt eine fragile Freundschaft verband, von den Ereignissen:
So steht auch die unglückliche Günderode in ihrem Schrecklichen Schicksal da, sie wollte den Feind vernichten der ihre Freyheit einengte, und mit dem einzigen Versuch – mit dem einzigen Dolch zucken traf sie ihr eigen Herz, und warf das was ihr werth sein sollte, weit von sich, und traf mich auch mit dieser Unthat, ich werde den Schmerz in meinem Leben mit mir führen, und er wird in viele Dinge mit einwirken, es weiß keiner wie nah es mich angeht, wie viel ich dabey gewonnen und wie viel verlohren habe, ich habe Muth dabey gewonnen und Wahrheit vieles zu tragen und vieles zu erkennen es ist mir auch vieles dabey zu Grund gegangen, ich werd mich nicht so leicht mehr an den einzelnen fesseln, ich werd mich wohl an nichts mehr fesseln, und um dieses werd ich oft mit Schmerz und Trauer zu ringen haben.
[…] ich fuhr in dem kleinen Nachen an der Stelle dicht vor bey, wo es geschehen war, wie mir es da ergangen wie ich gegen alles ein ganz ander Gefühl gehabt, und wie ich die Natur mit einem eignen Blick betrachtet habe – davon sprechen wir wenn wir uns sehen, es waren Gewitter am Himmel dunkle schwehre Wolken Sonnen blicke und doch war alles so herrlich ich hab einzig gefühlt, und ich bin froh das ich’s durch lebt habe ein augenblicklich Verlangen hat ich damals, eine Sehnsucht nach einem Haven (einem Herzen) worinn ich mit Sicherheit all meine Gedanken mögte landen lassen, ein jeder fände Plaz keiner dürfte den andern verdrängen […].
In der Vitrine ist der Antwortbrief Arnims zu sehen.