Wer trotz „Fernbeziehung“ miteinander vertraulich sein will, hat laut Rahel Levin Varnhagen (1771–1833) eine ganze Menge zu tun. Denn in Brief und Billet muss nicht allein den Unzulänglichkeiten der Sprache und den Hürden der schriftlichen Gesprächsführung auf räumlich-zeitliche Distanz Rechnung getragen werden. Man muss die Adressatin bzw. den Adressaten vielmehr auch genau so gut wie oder gar besser als sich selbst kennen. Levin Varnhagen konfrontiert diese Herausforderungen eines intimen Umgangs trotz körperlicher Ferne auf denkbar radikale Weise, indem sie auf permanenten intellektuellen Austausch, leidenschaftliche Sprachkritik und schonungslose Ehrlichkeit in der Kommunikation setzt. Wer sich darauf einlässt, kann ihr Vertrauen, gar ihre Liebe gewinnen. Die umfangreichen Korrespondenzen, Tagebücher und Aufzeichnungen Levin Varnhagens veranschaulichen, wie sich die Schriftstellerin und Philosophin zeitlebens an den Bedeutungen, Bedingungen und Zumutungen eines angestrebten Verhältnisses intimer Nähe abarbeitet.
„ganz wahr zu sein“ (Veit)
„Die Menschen verstehen einander nicht“ (Friedländer)
„nur Eine ist die weiß wer ich bin“ (Wiesel)
„Jede Liebe ist eine Überzeugung“ (Brentano) – „ohne Urtheil, ohne Vorurtheil u ohne meinen Nahmen“ (Varnhagen)
„Was ist Freundschaft? Das was sie seyn kann.“ (Liman) – „Was sind Freunde? Gleichgesinnte.“ (Grotthuß)