Romantik-Ausstellung

Romantik und Parlamentarismus

Jacob Grimm (*1785 Hanau – †1863 Berlin)

Sprachforscher, Literaturwissenschaftler und Märchensammler

Nach seinem Jurastudium an der Universität Marburg war Jacob Grimm zunächst als Bibliothekar des Königs von Westphalen, Jérôme Bonaparte, tätig. Als das Kurfürstentum Hessen 1813 wieder hergestellt wurde, nahm Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel ihn in den diplomatischen Dienst auf. In den Jahren 1814/15 war Jacob Grimm kurhessischer Legationssekretär beim Wiener Kongress und nahm in Paris kurzzeitig an den Verhandlungen über die Rückführung geraubter Kunstschätze teil.

Seit 1830 lehrte er als Professor für deutsche Sprache und Grammatik an der Universität Göttingen. Als er 1837 mit sechs seiner Kollegen gegen die Aufhebung der Verfassung durch König Ernst August II. von Hannover protestierte, wurde er seines Amtes enthoben und des Landes verwiesen. Erst 1841 wurde er vom neuen preußischen König Friedrich Wilhelm IV. an die Preußische Akademie der Wissenschaften nach Berlin berufen.

Die Stadt Frankfurt kannte Jacob Grimm nicht zuletzt vom Germanistentag, der 1846 hier stattgefunden hatte. Viele Teilnehmer dieser Veranstaltung waren später Abgeordnete der Nationalversammlung. Jacob Grimm gehörte auch dem sog. Vorparlament an, das vom 31. März bis zum 4. April 1848 in der Frankfurter Paulskirche tagte. Diese aus 574 Männern bestehende Versammlung bereitete die Wahl der Nationalversammlung vor.

Jacob Grimm war Abgeordneter des preußischen Kreises Duisburg (29. Wahlbezirk) und gehörte keiner Partei an. Er stand aber der zahlenmäßig größten Gruppierung in der Frankfurter Nationalversammlung, der sog. Casino-Fraktion, nahe. Dieser politische Club gehörte zur rechten, liberalen Mitte und bestand seit dem 25. Juni 1848. Wie bei den meisten Fraktionen der Nationalversammlung bezieht sich der Name auf den bevorzugten Versammlungsort. Nachdem man sich anfangs im Großen Hirschgraben getroffen hatte, kam man sehr bald am Roßmarkt 10 in den Räumlichkeiten der Frankfurter Casinogesellschaft zusammen.

In der Nationalversammlung erhielt Jacob Grimm einen Ehrenplatz. Aus Unzufriedenheit mit dem schleppenden und zeitraubenden Verlauf der Beratungen legte er aber schon im Oktober 1848 sein Mandat nieder.