Romantik-Ausstellung

Romantik und Parlamentarismus

Ludwig Uhland (*1787 Tübingen – †1862 Tübingen)

Erforscher des Mittelalters, Dichter und Sagenkundler

Der aus einer Gelehrtenfamilie stammende Ludwig Uhland ließ sich nach seinem Jurastudium an der Universität Tübingen in seiner Geburtsstadt als Anwalt nieder. Von früh an verfasste er Gedichte und Dramen, z.T. mit offen politischer Ausrichtung. 1812 erhielt er eine unbesoldete Anstellung als zweiter Sekretär des württembergischen Justizministers und zog nach Stuttgart. Als König Friedrich I. von Württemberg 1815 eine allgemeine Ständeversammlung einberief, um ihr den Entwurf einer Verfassung vorzulegen, wurde Uhland führender Sprecher. Dem württembergischen Landtag gehörte er bis 1826 an. Während dieser Zeit fehlte er nur ein einziges Mal bei einer Sitzung; selbst an seinem Hochzeitstag erschien er in der Versammlung der Landstände. Danach ließ er sich nicht mehr wählen, um sich seinen wissenschaftlichen Studien widmen zu können.

1829 wurde Uhland von der Universität Tübingen zum Professor für deutsche Sprache und Literatur ernannt. Da eine Abordnung Stuttgarter Bürger ihn 1832 darum ersuchte, doch wieder für den Landtag zu kandidieren, stellte er sich bis 1838 erneut als Abgeordneter zur Verfügung. Ein letztes Mal politisch tätig wurde er 1848, als er für die Nationalversammlung kandidierte und von den Wählern seiner Heimatstadt Tübingen mehr als 90 Prozent der Stimmen erhielt. Uhland war Mitglied des sog. Vorparlaments und gehörte dann dem Ausschuss für die Priorität der Petitionen und Anträge an. Er schloss sich keiner Fraktion an, trat aber später dem Ende November 1848 gegründeten Centralmärzverein bei, einer Dachorganisation der gemäßigten Demokraten.

Nachdem der preußische König Friedrich Wilhelm IV. die ihm angetragene Kaiserkrone abgelehnt und die großen Staaten die Nationalversammlung für aufgelöst erklärt hatten, wurde die Volksvertretung am 30. Mai 1849 von Frankfurt nach Stuttgart verlegt. Die im sog. Rumpfparlament verbliebenen Abgeordneten riefen die Bevölkerung dazu auf, sich für die Verfassung einzusetzen; der Text dieses Appells stammt von Uhland. Am 18. Juni zogen die restlichen Delegierten in einem von ihm angeführten Zug durch Stuttgart, um einen neuen Versammlungsort zu suchen, und wurden vom Militär auseinandergetrieben. Damit endete nicht nur das erste deutsche Nationalparlament, sondern auch Uhlands politisches Engagement.