Goethe-Haus

Graue Stube

Das Bildnis der Familie Goethe (über dem roten Clavichord) ist ungewöhnlich inszeniert: Der Vater und die Mutter, die Schwester Cornelia und Johann Wolfgang, der mit einem Lamm spielt, erscheinen in elegant drapierter Schäfertracht vor der Kulisse einer idealisierten Landschaft. Sich in eine solche künstliche Schäferwelt hineinzuversetzen, war ein beliebtes Spiel in vornehmen Kreisen. Johann Caspar Goethe hatte die Komposition 1762 bei seinem Lieblingsmaler Johann Conrad Seekatz in Auftrag gegeben. Die fünf Genien rechts im Mittelgrund sollen an die weiteren, sehr früh verstorbenen Kinder der Familie erinnern.

[…] die alte Goethe sitzend, als wenn sie eben in ganzer Pracht eine Geschichte erzählt, der Alte steht neben ihr als Schäfer, eine Hand auf der Brust in die Jacke gesteckt[,] während er die andere an den Rippen herunterschleichen lässt, er macht ein Gesicht, als wenn er mit der Erzählung nicht ganz zufrieden, denn es thut gar zu stark seinen Effekt. Der alte junge Goethe steht in der Nähe, giebt aber auf beide nicht Achtung, sondern bindet ein rothes Band um ein Lämmchen, seine Schwester steht daneben und im Hintergrunde als Genien die verstorbenen Kinder der Goethe.

Brief Achim von Arnims an Bettine, 1808 (GH-Führer, 1999, S. 58)