Die Rote Stube mit den beiden Seitenkabinetten war besonderen Anlässen vorbehalten und wurde von Goethes Vater mit gediegener Eleganz ausgestattet. Das zeigt schon der Rokoko-Stuck der Decke, der prächtiger ist als in den anderen Räumen. Der rote Seidenbrokat der Vorhänge und Möbelbezüge verleiht dem Raum eine festliche Atmosphäre. Dazu tragen auch die Pfeilerspiegel und der Rokoko-Lüster mit seinen Kristallprismen bei – sie reflektieren das Licht und lassen den Raum bei Kerzenschein im Glanz erstrahlen. Wegen der Wachstuchtapete mit chinesischem Muster wurde die Rote Stube auch das „Peking“ genannt.
Hier feierte die Familie ihre Feste, z.B. die Hochzeit von Goethes Schwester Cornelia oder den von Goethe veranstalteten Shakespeare-Tag am 14. Oktober 1771.
Das Haus war für eine Privatwohnung geräumig genug, durchaus hell und heiter, die Treppe frei, die Vorsäle lustig, und jene Aussicht über die Gärten aus mehreren Fenstern bequem zu genießen. Der innere Ausbau, und was zur Vollendung und Zierde gehört, ward nach und nach vollbracht und diente zugleich zur Beschäftigung und zur Unterhaltung. [...]
Reinlichkeit und Ordnung herrschten im Ganzen; vorzüglich trugen große Spiegelscheiben das Ihrige zu einer vollkommenen Helligkeit bei […].
Goethe: Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch