Hier, im grünen Giebelzimmer des Dachgeschosses, hat der junge Goethe wichtige Jahre seines Lebens verbracht. Abgesehen von seinen Studienaufenthalten in Leipzig und Straßburg wohnte und arbeitete er im sogenannten „Dichterzimmer“, bis er im Alter von 26 Jahren nach Weimar ging. Goethe legte sein juristisches Examen ab, mit größerer Begeisterung widmete er sich jedoch der Literatur und seinen Kunststudien. Er sammelte Gipsabgüsse von antiken Skulpturen wie den Kopf des Laokoon auf dem Schreibsekretär und zeichnete auch sehr viel. Auf dem Beistelltisch ist der Kopf einer Tochter der Niobe zu sehen.
Vor allem aber entstand damals, in der Epoche des Sturm und Drang, das literarische Frühwerk – Gedichte, darunter die Prometheus-Ode, Dramen, Satiren, Aufsätze zu Kunst und Religion und der Briefroman Die Leiden des jungen Werthers. Der Durchbruch gelang Goethe 1773 mit dem Schauspiel Götz von Berlichingen, das ihm den Ruf einbrachte, der deutsche Nachfolger Shakespeares zu sein.
In seinen letzten Frankfurter Jahren begann Goethe, sich mit der Geschichte des Magiers und Gelehrten Dr. Faustus zu befassen. Der schöpferische Prozess, der mit der frühen Fassung des Urfaust einsetzte, sollte erst mit der Vollendung des Faust II ein halbes Jahr vor Goethes Tod zum Abschluss kommen.
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
Goethe: Ode an Prometheus, 1773, (1. Strophe)