Dichterzimmer
Goethe liebte es zeitlebens, an einem Stehpult zu arbeiten. Ein ähnlich schlichtes Stehpult steht auch in seinem Weimarer Arbeitszimmer.
Im Frankfurter Giebelzimmer, vielleicht am Stehpult, entstand unter vielen anderen Werken auch das Trauerspiel Clavigo, das Goethe innerhalb einer einzigen Woche im Mai 1774 niederschrieb. Es wurde als erstes Werk unter seinem Namen veröffentlicht; Götz von Berlichingen war 1773 noch anonym erschienen.
Unter dem Eindruck der Liebe zu der schönen, kapriziösen Lili Schönemann, mit der Goethe 1775 für kurze Zeit verlobt war, entstand das heitere Singspiel Erwin und Elmire – darin das Gedicht Ein Veilchen auf der Wiese stand, das durch Mozarts Vertonung lebendig geblieben ist.
Ein Veilchen auf der Wiese stand,
Gebückt in sich und unbekannt,
Es war ein herzig’s Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn
Daher, Daher,
Die Wiese her, und sang.
Goethe, Das Veilchen (1. Strophe), 1775