Vitrine 3
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„Karlsruhe Montag den 28ten May 1818 helles Sonnenwetter mit Wind; zum theil schon alles grün; nämlich ausschlagend.
Theure Pauline! Setzen Sie sich fest in den Kopf: daß wenn ich todt bin, es Ihnen gleich geschrieben wird: u, daß wenn ich lebe: ich mich nie gegen Sie verändern kann. Im Gegentheil! je mehr sich die ganze Summe meiner Gedanken formen, oder [eingefügt: wenn] auch täglich Zuschuß erhielte, Sie nur immer mit in die Höhe stiegen. Alle Menschen haben ihr Unangenehmes: aber nur Sie sind so wahrhaft als ich. Nur Sie haben den Verstand es zu vermögen; den Sinn es zu wollen. Nur dies vermag ich zu lieben. Nun kommt noch hinzu: Ihre Laune. Ihre Sinne. Die Dinge zu höhren, zu sehen zu fühlen wie ich. Ihr Leben: unser Leben. für mich giebt’s nur eine Pauline. Und wenn ich glücklich bin leb’ ich mit Ihr. Das aber müßen sie für die Ewigkeit wißen. So wie ich weiß, daß [es] nur Rahel für Sie giebt, u Sie nie eine zweite finden können. Mein ganzes armseliges Trachten ist, wie mit Ihnen zusammenkomme u dazu die Pläne fest im Kopf schwieg ich so lange.“