Im Mittelpunkt dieser Station scheint ein Schiff zu stehen, auf dessen Segeln eine Graphic Novel von der Rheinreise Achim von Arnims und Clemens Brentanos erzählt. Die beiden hatten sich 1801 als Studenten in Göttingen kennengelernt und sofort miteinander angefreundet. Ein Jahr später, Anfang Juni 1802, machte Arnim auf seiner Bildungsreise durch Europa Station bei Brentano in Frankfurt am Main. Von dort brachen beide zu einer kurzen Rheinreise auf. Brentano, der 1778 in Ehrenbreitstein gegenüber von Koblenz geboren worden war, kannte den Mittelrhein gut. Im Gepäck hatten sie zwei gerade erschienene Romane: Heinrich von Ofterdingen von Novalis und Brentanos Godwi. Die einwöchige Tour führte sie rheinabwärts von Mainz über Bingen und Rüdesheim nach Koblenz.
Der Aufenthalt in der malerischen Landschaft, von Weinbergen und alten Burgen geprägt, festigte ihren Freundschaftsbund. Auf den Schiffen begeisterten sie die Bänkelsänger mit ihren volkstümlichen Liedern. Doch die Zeiten waren auch schwierig, denn die linksrheinischen Gebiete gehörten inzwischen zum französischen Staatsgebiet unter Napoleon.
Als Arnim seine Reise allein fortsetzte, blieb Brentano wehmütig im besetzten Koblenz zurück. Auf der Rückseite eines Theaterplakats entwarf er das Gedicht Am Rheine schweb ich her und hin. Zahlreiche Korrekturen zeigen den Arbeitsprozess. Geschildert wird eine Flussreise, in der es heißt: „Aus Waßers Kühle, trink ich Glut, / Und schwebe froh zum Ziel“. Am Ende sieht das lyrische Ich eine blaue Blume, ähnlich wie im Heinrich von Ofterdingen von Novalis. Bei Brentano jedoch wandelt sich das positive Symbol, die Blume hat eine düstere Seite: „Vergifte mich, umdüfte mich, / Weil ich dein eigen bin.“
Als einen Ort romantischer Sehnsucht inszenierte Brentano das Rheintal bereits in seinem ein Jahr zuvor erschienenen Roman Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter. Im fragmentarischen Schlussteil findet sich das Gedicht Zu Bacharach am Rheine, in dem es ebenfalls um Sehnsucht, Liebe und Tod geht. Bei der hier geschilderten „Zauberin“ handelt es sich um Lore Lay, eine von Brentano erfundene Figur. Schon bald hielt man sie für eine alte Sagengestalt, und andere Autoren griffen sie auf. Am bekanntesten wurde Heinrich Heines Loreley-Gedicht von 1824: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, / Daß ich so traurig bin“. Clara Schumanns Vertonung ist in der Musikspur zu hören. Mit der Melodie von Friedrich Silcher aus dem Jahr 1837 wurde Heines Gedicht zum Inbegriff der Rhein-Romantik.
Nach Heinrich Heine. Julian Prégardien (Tenor) und Michael Gees (Klavier). Live-Mitschnitt: Robert-Schumann-Gesellschaft. Frankfurt am Main, 2017
1 Blatt. Rückseite: Erster Entwurf des Gedichts. Vorderseite: Theaterplakat zu zwei Aufführungen der Komödien L’Abbé de l’Epée von Jean Nicolas Bouilly und Le Dépit amoureux von Molière am 25. und 27. Mai 1802. Ohne Ort.
Öl auf Leinwand.
2 Bände. Bremen: Wilmans 1801. Band 1 mit Frontispiz (Godwi, Ot[t]ilie und Eusebio vor Burg Reinhardstein) und Titelvignette (Standbild der Mutter mit Godwi im Arm) von Georg Christian Schule nach Johann Heinrich Ramberg.