Romantik-Ausstellung

Die an der Wand zu sehenden Porträts von Friedrich Wilhelm III. und Luise von Preußen malte Nikolaus Lauer um 1797/98. Die Pastell-Bildnisse werden umrahmt von Ausschnitten aus dem Text Glauben und Liebe oder der König und die Königin von Novalis. Die Bilder und der Text sind ungefähr gleichzeitig entstanden.

Der Dichter Novalis, mit bürgerlichem Namen Friedrich von Hardenberg, gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Frühromantik. Er ist vor allem für seine ‚Fragmente‘ berühmt. Das aus dem Lateinischen kommende Wort ‚Fragment‘ kann mit ‚Bruchstück‘ übersetzt werden. In der Frühromantik wurde diese Form für ihre Offenheit geschätzt und zur literarischen Gattung erhoben. „Die Welt muss romantisiert werden“ heißt es in der hier ausgestellten Originalhandschrift von Novalis. Damit meint er nicht eine Beschönigung der Realität, sondern ihre gezielte Verfremdung. Gewöhnliches, Vertrautes wird geheimnisvoll und umgekehrt wird Unbekanntes vertraut.

In Glauben und Liebe wird solches ‚Romantisieren‘ vorgeführt: Der König und die Königin werden als ideales Herrscherpaar geschildert, was sie in Wirklichkeit natürlich gar nicht waren; sie werden also ‚romantisiert‘. Es entsteht eine Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit mit dem Ziel, den Staat der Vollkommenheit anzunähern. Auch die Pastell-Porträts zeigen das Herrscherpaar schlicht und nahbar, ohne Krone, und damit erscheint es zugänglich, geradezu bürgerlich.

Novalis sandte Glauben und Liebe 1798 an seinen Freund Friedrich Schlegel. Der brachte den Text im Juni und Juli in den Jahrbüchern der preußischen Monarchie unter.

Auf den ersten Blick scheint der Text eine Huldigung zu sein, wenn es z. B. heißt: „Jede gebildete Frau und jede sorgfältige Mutter sollte das Bild der Königin, in ihrem oder ihrer Töchter Wohnzimmer haben.“ Aber es gibt auch Irritierendes zu lesen: „Alle Menschen sollen thronfähig werden.“ Hier werden König und Untertan plötzlich gleichwertig behandelt.

Da verwundert es nicht, dass die Fortsetzung des Werks nicht mehr in den Jahrbüchern erscheinen durfte. Der König hatte den Text offenbar gelesen und wies dessen Forderungen mit den Worten zurück: „Von einem König wird mehr verlangt, als er zu leisten fähig ist.“