Romantik-Ausstellung

In dem turbulenten Kunstmärchen Meister Floh werden die Abenteuer des wunderlichen Peregrinus Tyß erzählt, die er zusammen mit dem Meister Floh in Frankfurt erlebt. Dieses außergewöhnliche Insekt sucht Schutz bei Tyß, bringt ihn in Nöte, aber schließlich zurück ins Leben. Mit seinem ‚Gedanken-Mikroskop‘ kann der Floh sichtbar machen, was seinem Gegenüber gerade durch den Kopf geht. Meister Floh wird von zwei Naturforschern gejagt, die sich als 200 Jahre alte Gelehrte zu erkennen geben, und von einer schönen Holländerin, die zugleich eine mythische Prinzessin ist. Diese wiederum wird einerseits von einem Studenten verfolgt, der mit zweiter Identität eine zauberhafte Distel ist, andererseits von einem Prinzen, der sich zeitweilig als Blutegel entpuppt. Am Ende findet Tyß seine wahre Liebe und wird damit für eine gute Tat aufs Schönste belohnt.

Auf die fantastische Handlung, in der alles drunter und drüber geht, spielt die Wandgestaltung der Station an. Wie bei den Drehscheiben, die sich durch Kurbeln in Gang setzen lassen, werden in der Geschichte alle festen Ordnungen in Bewegung gebracht. Sie spielt zugleich in Frankfurt am Main und im Zauberreich Famagusta, zeitliche Gesetzmäßigkeiten haben keine Gültigkeit. Die Grenzen zwischen Mensch, Tier und Pflanze lösen sich auf. Hoffmann macht die Verbindung von Realität und Fantasie durch die Wissenschaft sichtbar, indem optische Instrumente wie das Mikroskop, Laterna magica und Fernrohr immer in das Reich des Fantastischen führen. Licht ins Dunkel bringen kann einzig Meister Floh, den Hoffmann auf einer Umschlag-Illustration zeigt, „in den schönsten faltenreichen Talar gehüllt, eine hochauflodernde Fackel in den Vorderpfötchen haltend“.

In dem Märchen versteckte E.T.A. Hoffmann mit der sogenannten Knarrpanti-Passage eine Verspottung des konservativen Berliner Polizeidirektors Karl Albert von Kamptz. Als dieser davon erfuhr, ließ er das bereits im Verlag liegende Manuskript beschlagnahmen, die gesamte Passage streichen und verklagte Hoffmann wegen Beamtenverleumdung. In seiner Verteidigungsschrift kennzeichnete der Autor sein Kunstmärchen als „phantastische Geburt eines humoristischen Schriftstellers“. Eine Disziplinar-Untersuchung kam allerdings nicht mehr zustande, da Hoffmann kurz nach Erscheinen des Meister Floh am 25. Juni 1822 verstarb. 84 Jahre nach seinem Tod wurden die zensierten Textstellen im Geheimen Staatsarchiv in Berlin entdeckt, erst 1908 konnte das Werk vollständig erscheinen.