Romantik-Ausstellung

August Wilhelm Schlegel gehört zu den Romantikern der ersten Stunde. In der Frühphase seines Schaffens entstand das Bildnis eines unbekannten Künstlers, das ihn als ungefähr 30-jährigen Mann mit wilden Locken im Grünen zeigt.

Nach dem fulminanten Beginn in Jena festigte sich das romantische Kunstprogramm, indem Schlegel es in einen größeren Zusammenhang einordnete. In einer Reihe von Vorlesungen, die er von 1801 bis 1804 in Berlin hielt, ließ er die Romantik mit der Epoche des Mittelalters beginnen. Schlegel verbreitete seine Auffassung dann in der Wiener Vortragsreihe Über dramatische Kunst und Litteratur. Er stellte der antiken Dramatik die moderne, ‚romantische‘ gegenüber, zu deren originellsten Vertretern er die Barock-Dichter Shakespeare und Calderón zählte. Die gut besuchten Vorlesungen wurden zu einem gesellschaftlichen Ereignis. Zwischen 1809 und 1811 wurden sie veröffentlicht, schnell folgten Übersetzungen in mehrere europäische Sprachen.

1804 hatte August Wilhelm Schlegel in Berlin die französische Schriftstellerin Anne-Louise-Germaine de Staël kennengelernt, die an der Verbreitung von Schlegels Ideen tatkräftig mitwirkte. Da sie an Umtrieben gegen Napoleon beteiligt war, wurde ihr der Aufenthalt in Paris verboten – so hatte sie sich im Oktober 1803 auf eine umfangreiche Reise durch Deutschland begeben. Nie zuvor hatte eine Frau so öffentlichkeitswirksam ein fremdes Land erkundet.

Viele Berühmtheiten lernte sie persönlich kennen. In Weimar traf sie Goethe, dessen Erfolgsroman Die Leiden des jungen Werther sie für eines der wichtigsten Bücher der Zeit hielt. Schlegels intellektuelle Fähigkeiten begeisterten sie, auch er war von ihr fasziniert. Sie stellte ihn als Privatlehrer ihrer Kinder ein und machte ihn zum Berater in allen literarischen Fragen. Er half ihr, die deutsche Kultur zu verstehen und unterstützte sie bei der Abfassung ihres großen Deutschland-Buches De L’Allemagne. Es sollte 1810 erscheinen, doch die Bögen wurden auf Anweisung des französischen Polizeiministers eingestampft, da das Werk den Franzosen ein Deutschland-Ideal vor Augen führte, das als Kritik am Frankreich Napoleons gelesen werden konnte. Da Schlegel einen Korrekturabzug gerettet hatte, konnte das Werk 1813 in London herauskommen. Nach einer Einleitung über Land und Leute werden Literatur, Philosophie und Religion vorgestellt. Goethe spielt eine besondere Rolle, aber auch den Brüdern Schlegel ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Ihren französischen Landsleuten wollte Madame de Staël das Nachbarland näherbringen, um mit neuen Gedanken die eigene erstarrte klassizistische Literatur zu beleben. So wurde das Werk für die aufkommende Romantik in Frankreich zentral.

De l‘Allemagne hielt zugleich aber den Deutschen den Spiegel vor. Nicht alle Äußerungen de Staëls konnten ihnen willkommen sein, sicherlich aber die Tatsache, dass hier das Bild vom ‚Land der Dichter und Denker‘ mit viel Enthusiasmus befördert wurde.