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Karoline von Günderrode gilt als eine der bedeutendsten Dichterinnen der Romantik. Ihr literarisches und philosophisches Werk ist relativ schmal, doch ist es in thematischer Hinsicht ungewöhnlich und vor allem im Bereich der Lyrik formal vielfältig. Ihre zwei zu Lebzeiten erschienenen Sammlungen – Gedichte und Phantasien und Poetische Fragmente – enthalten u.a. ossianische Gedichte und philosophische Prosa wie Ein apokaliptisches Fragment und Die Manen. Ihre letzte Sammlung Melete, die aufgrund ihres Todes nicht mehr erscheinen konnte, ist gekennzeichnet durch eine Mischung von Elementen aus verschiedenen Kulturen, aber auch durch poetologische Überlegungen. Ihr wohl bedeutendster – und umfangreichster – Text, das Lesedrama Mahomed, der Prophet von Mekka aus den Poetischen Fragmenten, ist der ambitionierte Versuch, die Religion um 1800 neu zu denken.
So behandelt Günderrode in ihrem Werk die großen religiösen, philosophischen und politischen Probleme ihrer Zeit. Außerdem entwickelte Günderrode ein starkes Interesse an der Philosophie des deutschen Idealismus. Ihre besondere Begeisterung galt der Naturphilosophie Friedrich Schellings. Sie verfasste auch eigene philosophische Texte, darunter die metaphysisch-kosmologische Jdee der Erde. Dieser Teil ihres Werks stößt erst seit einigen Jahren auf das Interesse der Forschung.