Romantik-Ausstellung

France Prešeren und die slowenische Romantik

Die deutsch-slowenische Dichterin, Schriftstellerin und Dramatikerin Luiza Pesjak (1828–1898) ist vor allem als Tochter von France Prešerens Arbeitgeber, dem Hofadvokaten Blaž Crobath (1797–1848) und als Schülerin Prešerens – er unterrichtete sie im Haus der Crobaths in Ljubljana in Sprachen, Geschichte und Weltliteratur – in das slowenische Kulturbewusstsein eingeschrieben. Und obwohl es im Umfeld ihrer multikulturellen bürgerlichen Familie und des literarischen Salons, den sie als Schülerin von Prešeren erlebte, fast selbstverständlich war, dass jeder sich als Poet versuchte, waren es ihre im Jahr 1843–44 auf Deutsch verfassten Poetischen Versuche, die Prešeren dazu ermunterten, der Autorin mit dem Sonett An eine junge Dichterin zu antworten. Er ermutigte sie, ihrer Inspiration zu folgen und in die Fußstapfen der antiken griechischen Dichterin Sappho zu treten. Auch Luiza Pesjak, die Preseren in ihrer Erinnerung leicht idealisierte - schwarzer Anzug, mildes und freundliches Gesicht, lange schwarze, etwas lockige Haare, hohe Stirn, hellgraue und warm blickende Augen, hatte den Dichter nicht vergessen und erwies ihm den gebührenden Respekt, indem sie ihn zum Helden einer Tragödie (1871) machte.

Natürlich folgte die Autorin nicht nur bescheiden dem bewunderten Dichter, sondern ihr vielfältiges literarisches Werk zeigt auch ihre eigene prägende Beteiligung an der programmatischen Entwicklung der realistischen Erzählkunst in slowenischer Sprache. Einen besonderen Höhepunkt, auch im Gesamtbild der slowenischen Literatur, stellt ihr Werk Beatin dnevnik (Beatas Tagebuch) dar. Einerseits brachte sie damit das fremde Genre des Tagebuchromans in die slowenische Literatur ein und andererseits versuchte sie darin in einer höheren und ästhetisch soliden Form, auch unter dem Eindruck der realistischen Strömung, ein reales Bild der Welt zu vermitteln und ihre patriotischen Tendenzen und Bestrebungen zu kanalisieren. Der mittlere Teil der Vitrine zeigt den „Entwurf“ des Romans in Form eines handgeschriebenen intimen Tagebuchs einer sechzehnjährigen angehenden Literatin, das die Grundlage des 1882 verfassten und 1887 erschienenen Romans Beatin dnevnik bildet.

1865 gab Luiza Pesjak in Ljubljana auch eine deutsche Übersetzung von Prešerens Gedichten unter dem Titel Poesien von Dr. Franz Prešeren heraus. Von Anfang der 1870er bis Ende der 1880er Jahre füllten ihre Gedichte, die größtenteils sowohl in deutscher als auch in slowenischer Sprache vorliegen, die Seiten der ersten wichtigeren Zeitschrift für ein slowenisches “Kinderbiedermeier”. In bereinigter Form flossen diese Texte in ihre Kindergedichtsammlung Ins Kinderherz ein, in der sie – wie eine ganze Weile zuvor France Prešeren – den Versuch unternahm, slowenische Kinder und Jugendliche durch das schöne Wort auf den richtigen Weg zu locken.