Goethe-Haus

Cornelia-Zimmer

Cornelias Porträt wurde von Johann Ludwig Ernst Morgenstern gezeichnet, einem der Frankfurter Künstler, die ihr Vater bevorzugte. Mit dem leicht geneigten Kopf wirkt sie anmutig und sensibel, aber auch etwas melancholisch. Sie war klug, geistreich, sehr belesen und sicher hübscher, als der Bruder sie in Dichtung und Wahrheit beschreibt. Sie selbst hielt sich als junges Mädchen für hässlich und litt unter einem Mangel an Selbstvertrauen. Goethe nennt sie „ein indefinibles Wesen, das sonderbarste Gemisch von Strenge und Weichheit, von Eigensinn und Nachgiebigkeit“.

Was ihr Gesicht aber ganz eigentlich entstellte, so daß sie manchmal wirklich häßlich aussehen konnte, war die Mode jener Zeit, welche nicht allein die Stirn entblößte, sondern auch alles tat, um sie scheinbar oder wirklich, zufällig oder vorsätzlich zu vergrößern. Da sie nun die weiblichste, reingewölbteste Stirn hatte und dabei ein paar starke schwarze Augenbrauen und vorliegende Augen; so entstand aus diesen Verhältnissen ein Kontrast, der einen jeden Fremden für den ersten Augenblick wo nicht abstieß, doch wenigstens nicht anzog.

Goethe: Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 6. Buch