Romantik-Ausstellung

Im Jahr 1802 fasste Philipp Otto Runge die Situation seiner Generation folgendermaßen zusammen: „bey uns geht wieder etwas zu Grund, wir stehen am Rande aller Religionen, (…) die Abstraktionen gehen zu Grunde, alles ist luftiger und leichter, als das bisherige, es drängt sich alles zur Landschaft, sucht etwas bestimmtes in dieser Unbestimmtheit und weiß nicht, wie es anzufangen?“ An einer solchen Zeitenwende war der Rückgriff auf Bestehendes keine Option mehr. Neue Wege mussten jedoch erst individuell gefunden werden, größere Freiheiten brachten auch Unsicherheiten mit sich.

Dies galt auch für das Selbstverständnis der Künstler und Künstlerinnen. Adel und Kirche traten als Auftraggeber zurück, Akademien ersetzten die Werkstätten und bildeten „freie“ Künstler aus. Innerhalb der Gattungen bot vor allem die Landschaftsmalerei Freiräume. Doch auch für Porträts, Interieur- und Historienmalerei fand die Kunst neue Formen, die eine subjektive Perspektive einschließen konnten.

Die Dresdner Akademie richtete eine Professur für Landschaftsmalerei ein. Auch neben der Akademie bot Dresden ein dichtes künstlerisches Umfeld, zu dessen Kern Caspar David Friedrich gehörte. Seine Gemälde riefen Begeisterung ebenso wie Unverständnis, sogar Aggression hervor. In Wien stellte sich eine Gruppe von Kunststudenten gegen die akademischen Traditionen und zog nach Rom. Sie nannten sich selbst „Lukasbrüder“, wurden dann „Nazarener“ genannt und verbanden im Rückgriff auf Renaissance und Mittelalter Leben und Arbeit miteinander. In Rom war die Kunst experimentierfreudig: Künstler und Künstlerinnen aus ganz Europa erprobten im regen Austausch neue Techniken und Themen.

Homogen ist die Kunstrichtung der Romantik nicht. Ihr Gestus ist die offene Befragung, nicht die klare Antwort. Kunst zeigt sich hier als eine Kommunikationsform: Sie äußert sich in kleinen Ölstudien und riesigen Wandfresken, in zarten Bleistiftskizzen und klassischen Ölportraits. Sie findet ihren Ort in Rom, Paris und Dresden ebenso wie im kleinen Weimar. Handwerk und Meisterschaft sind ihr nicht mehr genug, sie glaubt an einen Künstler, der mit Geist, Körper und Seele für seine Kunst einsteht: ein Konzept, das bis heute Bestand hat.

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