Romantik-Ausstellung

France Prešeren und die slowenische Romantik

Viele Zeitgenossen hielten France Prešeren für einen Seher und Propheten: Aus seinen Versen erschlossen sie tiefere Bedeutungen, die sie auf die aktuelle Realität und die Geschichte übertrugen. Seine Vorstellungen von der kreativen Arbeit und der Bestimmung des Dichters verwurzelten sich unter den Slowenen besonders fest.

Prešerens sechste Ghasele behandelt die Ungewissheit über den Erfolg jeglichen Strebens: Trotz guter Absichten oder gar Perfektion kann das Ergebnis von anderen Menschen abgelehnt werden – auch von denen, für die es ausdrücklich gedacht ist. Dies darf den Schöpfer jedoch nicht von seiner Mission abhalten. In seiner Dichtkunst rückte Prešeren nicht von diesem Suchen nach Perfektion ab: Die nach Schlussredaktion im Gedichtband Poezije (Poesien) veröffentlichten Texte weichen deutlich von den ursprünglichen Versionen ab.

Die Glosa (Glosse), die 1834 erschien, macht auf Prešerens hohen Anspruch an die Literatur aufmerksam. Gleichzeitig geht es auch um die Unverständnisse gegenüber kreativen Höhepunkten der Literatur und das trotzige Beharren von Dichtern und Schriftstellern auf ihrer eigenen Mission. Prešerens Vorstellung vom Künstler ist romantisch: Er ist einer – herrenlos – gegen alle.

Das Gedicht Pevcu (Dem Dichter), das ursprünglich den Titel Osrčenje (Ermutigung) trug, wurde 1838 veröffentlicht. Der Text ist äußerst durchdacht und symmetrisch angeordnet, die Anzahl der Verse entspricht der eines klassischen Sonetts. In Prešerens Werk ist dieses Gedicht das Bindeglied zwischen seiner vorherigen Poesie in kanonisierten Formen und seinen späteren, stärker individualisierten Gedichten. Ebenso wich die Einsicht in das tragische Schicksal des Dichters, die mit der unzureichenden Rezeption verbunden ist, allmählich einer Rechtfertigung in einem zwischen den Extremen zerrissenen Dasein. Das Leben des Dichters unterscheidet sich vom Schicksal anderer durch die Intensität oder Radikalität seiner Einsichten und Erfahrungen. Der Kontrast zwischen ihm und anderen ist in Wirklichkeit also nur eine Folge unterschiedlicher Tiefe im Verständnis der Welt.

Das 1844 entstandene Gedicht Zdravljica (Trinkspruch) konnte erst nach der Märzrevolution veröffentlicht werden. Es war als Prešerens persönliche und auch als politische Botschaft an die Welt gedacht und ist sowohl eine Kritik der Realität als auch, im Falle der Vorherrschaft guter Menschen, ein Programm für die Zukunft. Und selbst wenn die gegnerischen Kräfte den Sieg feiern sollten, zeigt Zdravljica eine Utopie auf, für die es sich noch immer zu leben lohnt.