Goethe-Galerie

In diesem Raum finden sich Werke des Schweizer Malers Johann Heinrich Füssli. Die Goethe-Galerie zeigt hier die umfangreichste Sammlung von Füßli Gemälden in Deutschland.

Es gab einen Skandal, als Johann Heinrich Füssli 1781 die Erstfassung des Nachtmahr in London ausstellte. Schlief die liegende Frau, auf deren Brust ein unheimlicher Kobold sitzt? War sie tot oder ohnmächtig? Was hatte es mit dem gespenstischen Pferdekopf auf sich? Die verstörende Szene ist typisch für den Schweizer Maler mit der Wahlheimat London. Füssli interessierten die Grenzbereiche des Bewusstseins, die Räume zwischen Realität und Einbildungskraft. Dabei war er kein Phantast, vielmehr hochgebildet und scharfzüngig, befreundet mit bekannten Naturwissenschaftlern, studierter Theologe, Übersetzer kunsttheoretischer Schriften und Mitglied der Royal Academy. Er verstand sich selbst als Historienmaler und fand seine Motive meist in der Literatur, vor allem bei Milton und Shakespeare. Affekte und Leidenschaften setzte Füssli manchmal pathetisch, manchmal elegisch ins Bild, stets kalkuliert aber nie nüchtern. Mit der Thematisierung von Traum oder Wahnsinn stand Füssli nicht allein. Diese Sujets beschäftigten die Wissenschaft der Zeit ebenso wie die Malerei und die Literatur. In allen diesen Feldern machte man sich an das Erkunden dunkler Räume. In der Gestaltung des Abgründigen und Unheimlichen nahm Füssli wichtige Motive der Romantik vorweg.

Goethe lernte Füssli nie persönlich kennen, doch hatten beide gemeinsame Freunde. Goethe schwankte zwischen Faszination und Abneigung. Einerseits bewunderte er Füsslis Kraft und Energie, andererseits irritierte ihn das Manierierte und Exaltierte in Füsslis Kunst – gleichgültig war sie ihm nie.