Romantik-Ausstellung

Novalis sagte über ihn: „Ritter ist Ritter und wir sind nur Knappen“, und Goethe nannte ihn einen „wahren Wissenshimmel auf Erden“. Der  Physiker Johann Wilhelm Ritter setzte um 1800 die Öffentlichkeit mit seinen Entdeckungen und Theorien in Erstaunen. Damals erforschte er in Jena und Weimar den Zusammenhang von chemischer und elektrischer Energie. Der Italiener Alessandro Volta hatte kurz zuvor die erste elektrische Batterie entwickelt, deren Funktionsweise Ritter in zahlreichen Testreihen untersuchte und verbesserte. In der Hauptvitrine sehen Sie die Grundelemente einer seiner Batterien, mit denen er arbeitete: Kupferbleche und kreisförmige Scheiben aus Blei, Zink und Bismut. Eines der Resultate dieser Versuche war 1803 die Konstruktion einer wiederaufladbaren Batterie, deren Prinzip bis heute in den Akkus unserer elektrischen Geräte Verwendung findet.

Im Zentrum von Ritters Überlegungen stand die Idee einer grundlegenden Polarität der Natur, die er auf möglichst breiter Basis nachzuweisen versuchte. Wie beim elektrischen Strom, der einen Plus- und einen Minuspol aufweist, gab es nach Ritters Vorstellung zu jedem Phänomen ein spiegelverkehrtes Gegenphänomen, das die Eigenschaften des ersten umkehrte. Diese Grundfigur romantisch-naturphilosophischen Denkens ermöglichte ihm unter anderem 1801 den Nachweis der ultravioletten Strahlen. Ein Jahr zuvor nämlich war das infrarote Licht entdeckt worden, so dass Ritter nach seiner Theorie davon ausgehen musste, dass am anderen Ende des Farbspektrums neben dem Blaubereich ebenfalls unsichtbare Strahlen zu finden sein müssten. In der Ausstellung befindet sich an der Stirnwand des Raumes eine Versuchsanordnung, in der Sie Ritters Entdeckung nachvollziehen können. Links daneben erfahren Sie einiges über seine Selbstexperimente, in denen er die Wirkung der Elektrizität auf die Sinnesorgane, vor allem die Augen, die Ohren, die Nase und die Zunge untersuchte. Auch hier ging es ihm um den Nachweis einer grundlegenden Polarität aller organischen und anorganischen Prozesse und zugleich um die Darstellung der Elektrizität als allgemeines „Lebensprinzip“.

Johann Wilhelm Ritter diskutierte seine Forschungsfragen mit vielen seiner Zeitgenossen. Naturwissenschaftliche, philosophische und literarische Themen gingen in den Gesprächen fließend ineinander über. Besonders wichtig war der Austausch mit Herder und Goethe, mit Alexander von Humboldt, seinem engen Freund Novalis und den Brüdern Schlegel, mit Clemens Brentano und Achim von Arnim, der ebenfalls zur Elektrizität publizierte, sowie mit dem Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und dem dänischen Physiker Hans Christian Oersted, dessen Entdeckung des Elektromagnetismus er vorbereitete.