Goethes Leidenschaft für Autographen ist kaum bekannt. Mehr als ein Vierteljahrhundert sammelte er Briefe, Manuskripte, Notenblätter, Zeichnungen, amtliche Dokumente, Notizzettel, Stammbücher und bloße Unterschriften von Künstlern, Gelehrten, Politikern und Monarchen aus unterschiedlichen Zeiten. So sind in seinem Nachlass mehr als 2.000 handschriftliche Zeugnisse von etwa 1.500 Personen überliefert.
Die Idee, eine Autographensammlung anzulegen, geht auf das Jahr 1805 zurück. Damals stand sie noch unter pädagogischen Vorzeichen. Sein Ziel sei vor allem, schreibt Goethe in einem Brief an Cotta vom April 1806, seinen Sohn August „durch diese sinnlichen Zeugnisse auf bedeutende Männer der Gegenwart und Vergangenheit aufmerksamer zu machen, als es die Jugend sonst wohl zu seyn pflegt.“ Dieser Impetus trat jedoch schnell in den Hintergrund und machte dem allgemeinen Bedürfnis nach Vergegenwärtigung abwesender Personen mit Hilfe handschriftlicher Zeugnisse Platz. Goethes Handschriftensammlung ist gewissermaßen das sinnliche Gegenstück zum weit verzweigten Netz seiner geistigen Bezüge.
Als Übernahme aus dem Goethe- und Schiller-Archiv (Weimar) zeigt das Freie Deutsche Hochstift ausgewählte Stücke aus Goethes Autographensammlung. Sie stammen von Achim von Arnim, Ludwig van Beethoven, Gottfried August Bürger, Carl Theodor von Dalberg, Denis Diderot, Friedrich de la Motte Fouqué, Jacob Grimm, Johann Georg Hamann, Immanuel Kant, Heinrich von Kleist, Sophie von La Roche, Moses Mendelssohn, Clemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich, Wolfgang Amadeus Mozart, Napoleon, Philipp Otto Runge, Friedrich von Schiller, Walter Scott und Franz Alois Edler von Zeiller.