Am 23. April 2025 jährte sich der Todestag von Friedrich Müller, der sich selbst „Maler Müller“ nannte, zum 200. Mal. Aus diesem Anlass zeigt das Freie Deutsche Hochstift eine dreiteilige Ausstellung im Handschriftenstudio des Deutschen Romantik-Museums, in der eine Auswahl aus dem dichterischen und zeichnerischen Nachlass Müllers vorgestellt wird. Mit Goethe teilt Müller Geburtsjahr, Doppelbegabung und die lebenslange Arbeit an der Faust-Dichtung. Anfangs um eine Nasenlänge voraus, veröffentlicht er als erster aus dem Kreis der jungen Genies einen noch fragmentarischen ‚Faust‘. Seine Bilder werden gesammelt, die Poesien der Nebenstunden unterschreibt er mit seinem an der Mannheimer Zeichenakademie erlernten Beruf: Maler Müller. 1778 geht er nach Rom. Doch was im Sturm und Drang so übermütig begann, wendet sich zur Mühsal. Die großen Aufträge bleiben aus. Der Weg in die Historienmalerei ist steinig. Müller kämpft um seine Existenz, muss sich gegen Neid und Verleumdungen wehren und zieht trotzdem das Leben in Rom der ruhmlosen Heimkehr vor. Kurzzeitig gerät er ins Blickfeld der jungen Romantiker, die sich für sein Frühwerk interessieren. Ludwig Tieck initiiert eine Werkausgabe, doch Müller bleibt Außenseiter. Als Fremdenführer, Antiquar und Journalist hält er sich über Wasser. Seine Leidenschaft für die Künste verliert er niemals. Über allem steht das Werk. Vom Streben nach Wahrheit und Schönheit kündet jedes einzelne Blatt aus dem römischen Nachlass, den das Freie Deutsche Hochstift verwahrt. Was hier sichtbar wird, ist packend, amüsant, anrührend. Es ist an der Zeit, Maler Müller wieder ins Gespräch zu bringen.
Die Ausstellung umfasst drei Kapitel:
Erste Episode Mannheim – der Aufbruch (ab 26. September bis 4. November)
Zweite Episode Rom – die Herausforderung (ab 7. November bis 15. Dezember)
Dritte Episode Das Werk – Streben nach dem Wahren (ab 18. Dezember bis 1. Februar)
Kuratorin der Ausstellung ist Dr. Ulrike Leuschner. Im Rahmen ihrer Dissertation edierte Leuschner 1996 Maler Müllers ‚Dramatisirten Faust‘, ein 2000 Seiten umfassendes Manuskript, das sich im Freien Deutschen Hochstift befindet. Ferner ist sie die Herausgeberin der ‚Briefe‘ (2007, 5 Bände) und der ‚Gesammelten Schriften‘ von Johann Heinrich Merck (2012-2021, 9 Bände) sowie des Bandes ‚Netzwerk der Aufklärung. Neue Lektüren zu Johann Heinrich Merck‘ (2003). Seit 2005 ist Ulrike Leuschner Mitherausgeberin des Jahrbuchs ‚treibhaus‘ zur Erforschung deutschsprachiger Literatur in den 1950er Jahren.
Mit freundlicher Unterstützung der Georg und Franziska Speyer’schen Hochschulstiftung und der Adolf Christ Stiftung
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Göttinger Verlag der Kunst der Band ‚Maler Müller. Ein Faustdichter in Rom‘ (133 Seiten, 69 Abbildungen, 22 €, erhältlich im Museumsshop und im Buchhandel).
Eröffnung: Donnerstag, 25. September, 18 Uhr
Zum Auftakt des zweiten und dritten Kapitels führt die Kuratorin im Rahmen der Reihe ‚Verweile doch!‘ durch die Ausstellung.