03.09.2025, 19 Uhr

Karl Heinrich Ulrichs auf die Tagesordnung!

Ein Diskussionsabend zum 200. Geburtstag

Ort: Arkadensaal, Eingang: Großer Hirschgraben 23-25

Deutsches Romantik-Museum

Frankfurter Goethe-Haus

Eintritt frei

Mit Rainer Herrn (Impulsvortrag) und Mathias Foit (Diskussion)
Moderation: Heide Schlüpmann

Der Jurist und Publizist Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895) war ein Pionier der Emanzipationsgeschichte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Als frühes Mitglied des Freien Deutschen Hochstifts forderte er 1865 eine Debatte über die „mannmännliche Liebe“ – und wurde daraufhin ausgeschlossen. In der offiziellen Begründung hieß es, Ulrichs habe die Existenz einer „dritten Art von menschlichen Wesen“ behauptet, die er „Urninge“ nannte, und sich selbst dazu bekannt. Damit, so die Verwaltung, sei seine Mitgliedschaft unzulässig. Dieser Ausschluss markierte den Beginn seiner öffentlichen politischen Tätigkeit. Fortan setzte sich Ulrichs unermüdlich für die Rechte homosexueller und geschlechtlich nonkonformer Menschen ein. In seinen Schriften entwickelte er ein weitreichendes theoretisches Konzept sexueller und geschlechtlicher Vielfalt – deutlich komplexer, als es die Formel von der „mannmännlichen Liebe“ nahelegt. Damit bereitete er auch den Boden für Magnus Hirschfelds berühmte Theorie der „sexuellen Zwischenstufen“, die ohne Ulrichs Vorarbeiten nicht denkbar wäre.

Ulrichs gilt heute als einer der ersten, der Homosexualität und Geschlechtsidentität nicht nur benannte, sondern offensiv verteidigte – und wird von Volkmar Sigusch deshalb der „erste Schwule der Weltgeschichte“ genannt. 2015 erinnerte das Freie Deutsche Hochstift mit einer Ausstellung an seinen Ausschluss, im selben Jahr wurde ein nahegelegener Platz nach ihm benannt.

Anlässlich seines 200. Geburtstags diskutieren wir die aktuelle Bedeutung von Ulrichs’ Theorien für Debatten um Geschlecht und Sexualität. Begleitend werden Originaldokumente aus den Beständen des Freien Deutschen Hochstifts gezeigt.

In Kooperation mit der Hannchen-Mehrzweck-Stiftung

 

Dr. Rainer Herrn, bis 2023 Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité, seit 1991 der Magnus Hirschfeld-Gesellschaft e. V. Berlin. Forschungen zu sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert sowie die Geschichte der Sexualwissenschaft, Psychoanalyse und Psychiatrie.

Dr. Mathias Foit ist derzeit an der Universität Padua tätig. Sein Buch ‚Queer Urbanisms in Wilhelmine and Weimar Germany: Of Towns and Villages‘ (2023) zeigt eine bisher unentdeckte Welt des queeren sozialen, politischen und kulturellen Lebens in den östlichsten Provinzen des damaligen Deutschen Reichs auf.

Prof. Dr. Heide Schlüpmann ist Filmwissenschaftlerin und Philosophin. Bis 2010 lehrte sie als Professorin für Filmwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Forschungen bewegen sich im Spannungsfeld von Ästhetik, Feminismus, Philosophie und Filmgeschichte.

Am Sonntag, 31. August, 11 Uhr, führt Christian Setzepfandt auf den Spuren von Karl Heinrich Ulrichs durch Frankfurt. 

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