18.11.2024, 19 Uhr

Uljana Wolf. Surrender, Sinn. Von den Aufgaben der Übersetzerin

Monika-Schoeller-Dozentur ‚Literarisches Übersetzen‘

Ort: Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal, Eingang: Große Hirschgraben 23-25

Deutsches Romantik-Museum

Frankfurter Goethe-Haus

„Eine Übersetzung ist entweder grammatisch, oder verändernd, oder mythisch“, schrieb Novalis im 68. Blütenstaub-Fragment. Uljana Wolf (*1979) kennt noch eine andere Art, nämlich Übersetzung als Hüpfburgen: „Hier geht es darum, lang gepflegte Angewohnheiten der nicht-federnden Welt fallen zu lassen, also etwa um Abwehr des Verlangens, Form und Sprungverhalten zu einer perfekten Performance auszubauen oder umzuschreiben. Ein in die Luft geworfener Körper in einer Hüpfburg sieht wie ein in die Luft geworfener Körper aus. Er kann schön sein, aber bevor er sich allen seinen Möglichkeiten gemäß entfaltet, schubst ihn das Material in eine neue Wurffigur.“ 

Wir freuen uns sehr auf Uljana Wolfs Vortrag über knuffende Widerstände und surrende Wortkörper, über Synästhesien und Sinnfiguren, im Freien Deutschen Hochstift im Rahmen der neu eingerichteten Monika-Schoeller-Dozentur.

Uljana Wolf ist eine der erfolgreichsten und gleichzeitig experimentellsten Lyrikerinnen und Übersetzerinnen der Gegenwart. Dass ihre Poetik nicht einfach in der Beschreibungskategorie ‚übersetzend dichten‘ und ‚dichtend übersetzen‘ aufgeht, sondern die Sprache(n) eines Gedichts als postmonolinguales Textlabor versteht, lässt sich bis zu ihrem Debütband ‚kochanie ich habe brot gekauft‘ (2005) zurückverfolgen. Schon hier werden die vermeintlichen Grenzbereiche des Polnischen und des Deutschen ebenso hinterfragt und neu ausgelotet wie konventionelle Standorte, Akteure und Impulse des Sprechens. Seither hat sich Uljana Wolf mit einer Vielzahl translingualer Lyrikbände (zuletzt ‚muttertask‘, 2023) und theoretisch-poetischer Reflexionen (zuletzt ‚Etymologischer Gossip‘, 2021) hervorgetan, die an den strukturellen Ähnlichkeits- und Fremdheitsbeziehungen insbesondere deutsch- und englischsprachiger Texturen laborieren und die konventionellen Trennlinien zwischen den Sprachen produktiv aufweichen. 

Uljana Wolf hat im WS 2024/25 die erste Monika-Schoeller-Dozentur für ‚Literarisches Übersetzen‘ an der Goethe-Universität Frankfurt inne. An der Goethe-Universität werden die Seminare geleitet von Prof. Dr. Frederike Middelhoff (NDL) und Dr. Caroline Sauter (AvL).
An zwei Abenden (18.11.2024, 21.01.2025) spricht sie mit Vorträgen und Lesungen über die Verflechtung von Dichtkunst und Übersetzung im Anschluss an das Übersetzungsverständnis der Romantik (allen voran das 68. Blütenstaub-Fragment Friedrich von Hardenbergs/Novalis’); daran anschließend bietet Uljana Wolf jeweils am nächsten Tag (19.11.2024 und 22.01.2025) einen Workshop zum literarischen Übersetzen an. 


Termine

18.11.2024 19 Uhr Vorlesung 1 Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal
19.11.2024 10 – ca. 15 Uhr Workshop 1 Deutsches Romantik-Museum, Raum Bildung & Vermittlung
21.01.2024 19:30 Uhr Vorlesung 2 Holzhausenschlösschen
22.01.2025 10 – ca. 15 Uhr Workshop 2 Deutsches Romantik-Museum, Raum Bildung & Vermittlung